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Canto Migrando – kurze Musikbeschreibung


Canto Migrando * Den ersten 16 Takten liegt der arabische Rhythmus Malfouf zugrunde. Die darauf folgende Passage ist sowohl tonal als auch rhythmisch eher mitteleuropäisch und „klassisch“ geprägt. Nach der Reprise des ersten Teils folgen die Breaks des Schlussteils, die in zwei Abschnitte unterteilt sind und die große Percussion des traditionellen westlichen Symphonieorchesters mit der arabischen Instrumentalisierung vereinen. Als weitere rhythmische Inspirationen werden im gesamten Stück die arabischen Trommelfiguren Ayoub, Beledi, Wehda, Romba (abgeleitet von der afrocubanischen „Rumba“) integriert.

Balkan Gipsy * Die Musik der Sinti und Roma des Balkan waren die Inspiration für diese Komposition. Gemeinsam im tonalen Bereich ist dieser Musik die teilweise Phrasierung im Vierteltonbereich, die auch der Blues kennt. Der Rhythmus ist einer der so treibenden balkanischen 8/8-Figuren.

Herbst * Dieser Titel ist ein Konzerttango, der durchaus auch tanzbar ist.
Er ist im “Timing³ trotz freier Phrasierung sehr streng definiert. Der Tango ist eine sehr typische ­ wenn auch als solche nicht so bekannte ­ Symbiose zwischen europäischen, afrikanischen und lateinamerikanischen Musikelementen. Mit dem „Tango Nuevo“ kam auch der Jazz und fast „renaissancemäßig“ auch die so genannte E-Musik in diese Musikform.

Slavia * Zur Zeit der unsäglichen Kriege in Ex-Jugoslawien kam es im Belgrad der 1990er Jahre zu zahlreichen Demonstrationen und öffentlichen Konzerten, an denen ich teilweise mitwirkte. Auf dem Prachtplatz, der „Terasije“, in der Hauptstadt Belgrad überboten sich die Musikverkäufer mit ihren Ghettoblasters in der Präsentation serbischer, kroatischer und bosnischer Musik. Ich besuchte diese früher so pulsierende Metropole auf Bitten und Einladung von Studenten auch während der Nato-Bombardierung. In dieser Komposition hört man wieder den schon erwähnten 8/8-Rhythmus, den übrigens alle Völker des Balkan musikalisch gemeinsam haben. Ebenso erklingen Fanfaren in byzantinischer Harmonik und orientalische Phrasierung bei den Streichern.

Oriental Swing * Der mir von Karem Mahmoudh vorgestellte Rhythmus „Maghreb“ hat mich besonders interessiert. In seinem triolischen Gefühl hat er einerseits die Betonung auf die ungeraden Taktteile einer 6/8-Struktur, also1 und 3, aber auch den “Backbeat³ auf die “leichte³ Zeit der triolischen Synkopierungen, die es schon in der Barockmusik gab. Auf diese Weise lässt sich übrigens das Phänomen des “Swing³ im Jazz musiktheoretisch erklären. Auch in diesem Stück treffen orientalische und westliche Musikströmungen aufeinander und verweben sich.

Migration Hymne * Diese Komposition erfuhr eine entscheidende Neufassung nach der Uraufführung und den folgenden großen Open-Air-Konzerten. Der ursprüngliche Text erschien in gewissen Teilen als nicht ganz geglückt, und so bat ich den Rapper Cajus von der bekannten deutschen Gruppe „Blumentopf“, über einen anderen Text nachzudenken. Dass er mir dann einen Rapsong lieferte, hatte ich eigentlich nicht erwartet. Mein Freund und Assistent Niki Kampa übernahm darauf die Aufgabe, meine Komposition neu zu arrangieren, und die neue Version gefiel mir so gut, dass wir den Titel jetzt so aufführen. Von anfänglichen „Clustern“ wechselt das Stück in einen Groove von 100 bpm (also 100 beats per minute, da die Rapper 90 bis 100 bpm bevorzugen, um dann am Ende in mein ursprüngliches - im orchestralen Stil geschriebenes - Finale überzugehen.

Bluehoven * Der Beginn des zweiten Satzes von Beethovens „Mondscheinsonate“ brachte mich auf die Idee, die Anfangsmotive in einen Blues einfließen zu lassen. Ursprünglich war es als Bluesbeispiel für meine Studenten geschrieben. Im Intro des Pianisten Edgar Wilson ist deutlich das Beethoven-Zitat zu hören.
 
 
   
 
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